Fondazione Pianspessa
Der Monte Generoso und Pianspessa

Der Monte Generoso und Pianspessa

Die Vielfalt der Umgebungen, der geologischen Formationen und der klimatischen Bedingungen, die das breite Massiv des Monte Generoso vom Gipfel bis zu den Ausläufern und Hügeln prägen, hat im Laufe der Zeit zur Bildung diversifizierter Biotope geführt, die besonders reich an Pflanzen- und Tierarten sind, sowie zur Entstehung von Interaktionen und Landnutzungsmustern, die unterschiedliche Kulturlandschaften hervorgebracht haben. Der einzigartige und aussergewöhnliche Charakter dieses Gebietes rechtfertigte 1977 seine Aufnahme in das Bundesinventar der Landschaften, Ortsbilder und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (IFP – Objekt-Nr. 1803 Monte Generoso). 1998 hat der Kanton die Verabschiedung des Piano di utilizzazione cantonale del Monte Generoso (PUC – MG, 1998) angeordnet, ein spezifisches Planungsinstrument zum Schutz und zur Aufwertung der wertvollen Natur-, Kultur- und Landschaftselemente des Monte Generoso, zur Förderung der land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung und zur Regelung der Nutzung und Besiedlung des Gebiets.

Das Vorgebirge von Pianspessa liegt am Osthang des Generoso-Massivs und zeichnet sich durch ein reiches Mosaik von Wiesen, Weiden und Wäldern aus. Es erstreckt sich senkrecht vom Kamm der Buckel in östlicher Richtung zum oberen Muggio-Tal. Das Gebiet ist ideal von einer Bergkette umgeben, mit dem Monte Generoso im Norden, dem Monte Orimento im Nordosten, dem Monte Lignone, der Grigna und dem Sasso Gordona im Osten, dem Monte Bisbino im Süden und dem Kamm der Buckel im Westen. Die Orographie dieser Orte ermöglicht es, den Rückgang der Alpen in die sanften Konturen des voralpinen Reliefs zu erkennen, ein Vorläufer der Poebene und des Mittelmeers, und den vergänglichen Charakter des Generoso-Massivs und des Muggio-Tals besser zu verstehen.

Das Gebiet von Pianspessa, das sich in der Nähe der Gemeinden Castel San Pietro und Breggia befindet, ist ein weitläufiges offenes Gebiet von etwa 13 Hektar, das von herrlichen Laubwäldern gesäumt wird und ein Refugium für eine reiche Fauna darstellt. Aufgrund der physischen Einheit des Gebiets und der fortschreitenden Relativierung der Bewirtschaftungs- und Verwaltungsgrenzen bezeichnet der Toponym „Pianspessa“ (fruchtbare Ebene, Hochebene mit dichtem Gras), der sich ursprünglich auf ein bestimmtes Gebiet bezog, heute das gesamte offene Gebiet innerhalb der bewaldeten Grenzen. Dieses Gebiet stellt nicht nur eine physische und landschaftliche Einheit dar, die sich deutlich von allen Höhen und Gipfeln des Muggiotals und des Monte Generoso abhebt, sondern auch eine außergewöhnliche Kulturlandschaft, die das Ergebnis jahrhundertelanger menschlicher Nutzung ist.

1958 2021
Evoluzione del comparto di Pianspessa. Comparazione di immagini aeree tra 1958 e 2021 (©Swisstopo)

Die masseria (Der Kern)

Die verschiedenen Gebäude im Kernbereich der Alpe Pianspessa  beeindrucken wegen ihrer Grösse, aber auch wegen ihren architektonischen Eigenheiten und sind deshalb besonders interessant. Es gibt zwar noch keine spezifischen Studien, aber es scheint klar, dass diese Bauten zusammen geplant wurden mit dem Ziel, Funktion und Ästhetik zu vereinen. Diese These wird auch durch die Korrespondenz der aus dem Muggiotal stammenden Architektenfamilie Cantoni-Fontana erhärtet; zahlreiche Briefe zeugen vom grossem Interesse der Architekten für Pianspessa, speziell zwischen 1768 und 1780 (Die Cantoni waren vor allem im heutigen Italien tätig).

Diese Korrespondenz wird im Tessiner Staatsarchiv aufbewahrt und bezeugt auch den innovativen Charakter der Ideen der Besitzer von Pianspessa, welche all die verschiedenen für das Gut benötigten Räume (die Nevèra – das Kühlhaus; die Graa – das Gebäude zum Trocknen der Kastanien; die Wasserzisterne; der Roccolo – der Turm für die Vogeljagd aber auch Gemüsegärten, Felder, Loggien – gedeckte Balkone welche zum Lufttrocknen gebraucht wurden, und sogar der Platz für die Kisten der Bienenvölker) in einem Gesamtprojekt realisiert haben.

Die nevèra (Das Kuhlhaus)

Die Nevèra liegt etwas weg vom Zentrum der Alp; das Gebäude hat einen Innendurchmesser von zirka 3 Metern und ist 5 Meter hoch. Die Wände sind verputzt, das zweiteilige Dach ist aus Steinplatten. Die Nevèra steht heute im Schatten uralter Ahornbäume, welche wahrscheinlich beim Bau 1770 gepflanzt wurden. Man füllte die Nevèra gegen Ende des Winters mit kompaktem Schnee und konnte dann im Sommer in diesem Kühlhaus vor allem Milch und Butter aufbewahren.

Der roccolo (Der Jagdturm)

Auf einem sanften Grat auf 1035 Metern gibt es einen grossen Roccolo; die Position der Jagdtürme hängt von den Routen der Zugvögel, dem Klima und dem Gelände ab. Der Roccolo von Pianspessa ist ein architektonisches Unikum im Muggiotal. Mit einer gekurvten Fassade haben die Architekten das Nützliche und das Schöne miteinander verbunden: die Jäger hatten bessere Sicht auf die Umgebung und gleichzeitig wirkt das Gebäude sehr elegant. 

Die Ställe

Im Gebiet des Monte Generoso und des Muggiotals gibt es zahlreiche Ställe. Auf Pianspessa hat es am Südhang verstreut 4 Ställe, in denen Heu für den Winter aufbewahrt wurde und Kühe und Ziegen Schutz fanden.  

« Al Pianspessa i fienili trovansi tutti murati di fieno, (…) il presente anno ha fatto vedere la necessità di si vasti fienili per riporre i puri fieni di detto loco ». 

(Auf Pianspessa sind die Heustöcke und Ställe alle gemauert, (…) die heurige Ernte hat gezeigt, dass es so viel Platz braucht für das viele Heu) 

Dies schrieb Giacomo Fontana – der damals Pianspessa führte – seinem Schwager Simone Cantoni im September 1781. All diese Ställe müssen jetzt instand gesetzt werden, damit sie wieder für die Tiere, aber vielleicht auch als Unterkunft und für eine Käserei und Empfangsräume gebraucht werden können.

Die Trockenmauern

Die über 400 Meter Trockenmauern auf Pianspessa sind stumme Zeugen des harmonischen Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur. Kühne Stützmauern und kleine sanft in die Hügellandschaft eingefügte Mäuerchen erinnern uns an die Zeit (noch ist es nicht allzu lange her) wo die Menschen aus Notwendigkeit steile Wiesen und Berghänge für ihre Bedürfnisse terrassierten und zu nutzen wussten.

Der Brunnen

Am Ende des Weges, der vom Zentrum der Alp Richtung Westen führt, gibt es inmitten uralter Buchen einen Brunnen aus Granit. Ein spezieller Brunnen, erstens wegen seiner Grösse, aber auch auch wegen seines Materials. Granit gibt es kaum im Muggiotal, der Brunnen wurde entweder aus einem von Gletschern hinterlassenen Felsblock hergestellt oder vielleicht mit Maultieren auf Pianspessa transportiert, jedenfalls ein teurer Brunnen. Was wiederum zeigt, dass viel Geld in Pianspessa investiert worden ist.

Trockenwiesen und Weiden von nationaler bedeutung

In bevorzugter Südlage sind 3 Hektaren Weiden und Trockenwiesen von nationaler Bedeutung, reich an vielen verschiedenen und zum Teil äusserst raren Pflanzenarten sind sie ein wichtiges Biotop.

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